Aufbau der Tabakpflanze
Für Zigarren-Hersteller sind vor allem die drei Blattbereiche der Tabakpflanze – Volado, Seco und Ligero – von Bedeutung, da sie unterschiedliche Aromen und Eigenschaften mitbringen. Tabakbauern müssen jedoch auch auf weitere Pflanzenteile achten, um eine optimale Qualität zu gewährleisten.
Es gibt etwa 75 verschiedene Tabakarten, die hauptsächlich in tropischen und subtropischen Regionen gedeihen. Kultiviert werden jedoch vor allem zwei: Nicotiana Tabacum (Virginischer Tabak) und Nicotiana Rustica (Bauerntabak). Die Tabakpflanze gehört zur Familie der Nachtschattengewächse – wie auch Tomaten und Kartoffeln. Im Gegensatz zu diesen sind jedoch nicht Früchte oder Wurzeln von Interesse, sondern ausschließlich die Blätter. Diese werden nach ihrer Höhe an der Pflanze in drei Kategorien unterteilt: Sandblatt (Volado), Hauptgut (Seco) und Obergut (Ligero).
Volado – Die unteren Blätter
Die Blätter, die sich am nächsten zum Boden befinden, werden in zwei Gruppen unterteilt: Grumpen (die unteren zwei bis drei Blätter) und Sandblätter(die drei bis vier Blätter darüber). Beide Gruppen fallen unter den Begriff Volado und werden als erste geerntet.
Grumpen beginnen bereits an der Pflanze zu trocknen und verfärben sich schnell gelblich-braun. Die Ernte der Sandblätter erfolgt, sobald ihre ursprünglich kräftig grüne Farbe in ein helleres Grün übergeht. Volado-Blätter haben ein sehr feines Aroma, wodurch sie wenig Einfluss auf Geschmack und Stärke der Zigarre nehmen. Sie spielen jedoch eine wichtige Rolle für das gleichmäßige Abbrennen einer Zigarre und sind deshalb sowohl als Einlage- als auch als Umblatt beliebt.
Seco – Das Herzstück der Pflanze
Das Hauptgut umfasst die mittleren sechs bis acht Blätter einer Tabakpflanze und wird etwa eine Woche nach den Sandblättern geerntet. Pro Tag dürfen maximal zwei bis drei Blätter gepflückt werden.
Diese Seco-Blätter gelten als besonders aromatisch und werden häufig für die Einlage von Zigarren verwendet. Ihre Oberfläche ist mit feinen Härchen bedeckt, die eine dünne, klebrige Schicht aus Harz absondern. Ein gutes Reifezeichen sind kleine Ölflecken, die sich auf den Blättern bilden.
Ligero – Die kräftigen oberen Blätter
Die obersten zwei bis drei Blätterder Tabakpflanze werden als Obergut oder Ligero bezeichnet. Trotz des Namens („leicht“ auf Spanisch) entwickeln diese Blätter einen besonders kräftigen Geschmack, da sie am intensivsten der Sonne ausgesetzt sind.
Von der Aussaat bis zur Ernte der Ligero-Blätter vergehen 70 bis 130 Tage. Während dieser Zeit kontrolliert der Tabakbauer jede Pflanze rund 150 Mal. Die Ernte erfolgt per Hand, wobei der Pflanzer das Blattende vorsichtig abknickt, um die restlichen Blätter nicht zu beschädigen – schließlich reifen diese noch weiter.
(Tabakfeld in Nicaragua)
Weitere Bestandteile der Tabakpflanze
Neben den Blättern spielen auch **Wurzeln, Stängel, Blüten und Geizen** eine zentrale Rolle im Tabakanbau:
– Wurzeln: Hier wird das Nikotin produziert und anschließend über den Stängel in die Blätter transportiert.
– Blüten: Sie sind nur für die Saatgutproduktion erwünscht. Für Zigarrentabak werden sie früh entfernt, um die Kraft der Pflanze in die Blätter zu lenken.
– Geizen (Seitentriebe): Diese Nebentriebe sprießen nach dem „Köpfen“ der Pflanze und müssen regelmäßig entfernt werden, damit die Nährstoffe in die Blätter statt in die Blüten fließen.
Wissenswertes für Aficionados
Einige spannende Fakten über Tabak, mit denen man beim nächsten Smoke beeindrucken kann:
– Blätter aus humusreicher Erde haben ein intensiveres, würzigeres Aroma.
– Zigarrentabak für **Einlage und Umblatt** wächst unter freiem Himmel, während Deckblätter unter Stoffplanen gezogen werden, um ihre Geschmeidigkeit zu bewahren.
– Die ersten Tabaksamen kamen um 1560 nach Europa. Zunächst wurde Tabak als Zierpflanze genutzt oder zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt.
– Eine Zigarre enthält **6.000 bis 12.000 verschiedene Stoffe**, darunter geringe Mengen an Calcium, Magnesium und Eisen.
– 97 % des Nikotins** befindet sich in der Wurzel der Tabakpflanze. Es dient als natürlicher Schutz gegen Schädlinge, indem es deren Nervensystem angreift.